Glaubenssätze

Negative Glaubenssätze bei Kindern erkennen & auflösen – 8 Tipps gegen negative Gedankenmuster

 

Erinnerst du dich noch an Samuel? Samuel hatte lange Zeit Probleme in Mathe. Er war felsenfest davon überzeugt, dass er zu dumm für Mathe sei. Seine Leistungen nahmen durch diesen Glaubenssatz rapide ab und entsprachen bald seinem Glaubenssatz. Im gemeinsamen Coaching deckten wir schliesslich auf, woher seine negativen Überzeugungen kamen und konnten einen Weg finden, diese umzuwandeln. Heute weiss Samuel, dass Mathe kein Grund zur Verzweiflung ist und er findet sogar Freude an manchen Mathe-Problemen.

So wie Samuel ergeht es vielen Kindern. Und wenn du ganz ehrlich bist, waren solche negativen Glaubenssätze nicht auch Teil deiner Kindheit? Vielleicht ertappst du dich jetzt sogar dabei, wie die ein oder andere dieser Überzeugungen dich bis ins Erwachsenenalter weiterhin begleitet.

Doch kein Grund zur Panik: Glaubenssätze sind normal und ein Part dessen, was unsere Persönlichkeit ausmacht. Und das ist auch erstmal gut so. Wie sonst könnten wir voller Passion und Begeisterung die Dinge verfolgen, die uns wirklich am Herzen liegen, wenn wir keine positiven Glaubenssätze hätten, die uns dazu antreiben, diese Dinge zu tun? Ohne unsere Überzeugungen wäre das Leben ziemlich unspektakulär und vermutlich würden wir uns wie ein Ei dem anderen gleichen.

Problematisch wird es erst, wenn sich unsere Glaubenssätze ins Negative kehren und uns in unserem Tun und Sein einschränken. Dann wird es Zeit, diesen negativen Gedankenmustern auf den Grund zu gehen und aufzubrechen. Als Mutter oder Vater kannst du dabei nicht nur deine eigenen Glaubenssätze überdenken, sondern du kannst auch aktiv die negativen Glaubenssätze bei deinen Kindern mit der richtigen Strategie in positive Denk- und Handlungsmuster umwandeln. Wie das geht, erfährst du in diesem Artikel.

Was sind negative Glaubenssätze und woher kommen sie?

In meinem Artikel «Ich bin dumm, ich kann das nicht!» habe ich dir die Ursachen negativer Glaubenssätze bereits ausführlich vorgestellt. Die wichtigsten Informationen dazu nochmal auf einen Blick:

  • Glaubenssätze sind tiefe Überzeugungen über uns und unsere Umwelt, die fest in unserem Unterbewusstsein verankert sind. D.h., oftmals bemerken wir gar nicht, dass unser Denken und Handeln durch einen dieser Glaubenssätze beeinflusst wird.
  • Es gibt positive und negative Glaubenssätze: Positive Glaubenssätze ermutigen uns dazu, etwas zu tun («Ich kann das!», «Darin bin ich gut!»). Negative Glaubenssätze schränken uns hingegen ein («Ich bin dumm, ich kann das nicht.»).
  • Glaubenssätze basieren auf unseren Erfahrungen. Viele davon machen wir in der Kindheit («Mathe ist doof», «Wenn ich einen Fehler mache, werden alle lachen»), andere erst später im Erwachsenenleben («Ich kann gut kochen» oder «Ich bin nicht beziehungstauglich»).
  • Es sind insbesondere die Reaktionen unserer Mitmenschen (Lehrer, Freunde, Eltern, Grosseltern, Klassenkameraden), die die Glaubenssätze, die wir in unserer Kindheit formen, prägen: Ermutigen mich meine Mitmenschen? Oder verspotten sie mich und geben mir zu verstehen, dass ich so oder so scheitern werde?
  • Die gute Nachricht aber ist: Negative Glaubenssätze lassen sich auflösen und in positive Gedankenmuster umwandeln!

In welchem Alter bilden sich Glaubenssätze?

Viele der Glaubenssätze, die uns prägen, bilden sich bereits in den ersten sieben Jahren unseres Lebens. Mit 30 haben sich diese Gedankenmuster dann zu einem stabilen Glaubenssystems verfestigt, das sich nicht mehr so leicht verändern lässt. Selbstlimitierende Glaubenssätze lassen sich zwar auch danach immer noch ablegen, aber es wird deutlich schwieriger. Schliesslich handelt es sich dabei um Glaubenssätze, die wir 30 lange Jahre als Tatsache in unserem Gedächtnis abgespeichert haben. Je früher wir bei negativen Glaubenssätzen gegensteuern, desto leichter wird es also, uns von unseren Überzeugungen zu befreien.

Auswirkungen von negativen Glaubenssätzen

Negative Glaubenssätze aus der Kindheit begleiten uns oft ein Leben lang, wenn wir sie nicht aktiv identifizieren und dagegen steuern. Das hat Auswirkungen auf unsere Entscheidungen und unser Lebensglück. Wer früh lernt, dass er nicht klug genug für die Schule sei, wird sich vielleicht gegen ein Studium entscheiden und wahrscheinlich einen anderen Bildungsweg einschlagen als das Kind, das von seinen Vorbildern in seinen schulischen Leistungen bestärkt wurde. Negative Glaubenssätze bei Kindern führen dazu, dass diese sich bereits in jungen Jahren weniger zutrauen als ihre gleichaltrigen Kameraden. Das geringe Selbstwertgefühl lässt viele von ihnen im Unterricht oder auf dem Pausenhof regelrecht verstummen. Es fällt ihnen dadurch schwerer, auf ihre Mitschüler zuzugehen und neue Freundschaften zu knüpfen, gleichzeitig können durch die permanente Versagensangst die schulischen Leistungen zurückgehen.

Negative Glaubenssätze haben also einen erheblichen Einfluss auf die künftige Karriere, die Beziehungen sowie die emotionale und psychische Gesundheit deines Kindes. Darum ist es wichtig, dass du weisst, wie du diese limitierenden Gedankenmuster frühzeitig erkennst und dein Kind dabei unterstützen kannst sie abzulegen.

Typische negative Glaubenssätze identifizieren

Da sich viele unserer Glaubenssätze tief in unser Unterbewusstsein gegraben haben, ist es nicht einfach, ohne Hilfe von aussen negativen Gedankenmustern auf die Spur zu kommen. Daher ist es so wichtig, dass du in deiner Rolle als Elternteil auf die Anzeichen von negativen Glaubenssätzen bei deinen Kindern Acht gibst und auch deine eigenen Überzeugungen hinterfragst, bevor du zum Beispiel auf die schlechte Deutsch-Note deines Kindes reagierst.

Negative Glaubenssätze lassen sich häufig an ihrer absoluten Tonalität erkennen: Wörter wie «immer», «niemals», «jeder», «niemand», «kann nicht» oder «muss» sind häufige Signalwörter, die sich in negativen Denkmustern wiederfinden lassen.

Typische negative Glaubenssätze können zum Beispiel lauten:

  • Ich kann das nicht. 
  • Ich bin (zu) schwach.
  • Ich bin dumm / unbegabt.
  • Das braucht später eh niemand mehr.
  • Ich bin unbeliebt. / Mit mir will eh niemand spielen.
  • Ich bin es nicht würdig, geliebt zu werden.
  • Ich bin ein Versager.
  • Ich darf keine Fehler machen. / Ich muss perfekt sein.
  • Ich darf nicht weinen.
  • Ich bin unsportlich / ungeschickt.
  • Mathe ist nichts für Mädchen.
  • Jungen weinen nicht.
  • Wer fragt, ist dumm.
  • Wenn ich einen Fehler mache, wird man mich auslachen.

Kommen dir manche dieser Aussagen vielleicht von dir oder deinem Kind bekannt vor? 

Dann stellt euch doch einmal diese Fragen:

  • Wie fühlst du dich, wenn du diese Gedanken äusserst?
  • Helfen dir diese Gedanken dabei, ein Problem zu lösen oder dein Ziel zu erreichen?
  • Machen dich diese Gedanken besser oder glücklicher?

Wenn dein Kind und du diese Fragen mehrheitlich mit einem Nein beantwortet habt, handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um einen negativen Glaubenssatz, der dein Kind in seiner Entfaltung einschränkt.

8 Tipps, mit denen sich negative Glaubenssätze auflösen lassen

Wenn du bemerkst, dass dein Kind ein negatives Selbstbild entwickelt, sich für unfähig oder nicht liebenswert hält, solltest du der Sache auf den Zahn fühlen. Gab es einen akuten Anlass, der das Selbstbild deines Kindes erschüttert hat? Oder war es viel mehr ein schleichender Prozess, dessen Auswüchse sich mehr und mehr bemerkbar machen? Widme deine Aufmerksamkeit auf das Empfinden und das Erlebte deines Kindes und geht gemeinsam auf Ursachenforschung. Mit den folgenden Tipps kannst du es dabei unterstützen, Schritt für Schritt wieder zu einem positiven Selbstbild zu finden: 

  1. Identifiziere die Interessen und Talente deines Kindes und fördere diese.
  2. Mache es zur Gewohnheit, die kleinen und grossen Erfolge deines Kindes zu feiern.
  3. Nutze Affirmationen, um dein Kind zu stärken und ihm die eigenen Fähigkeiten vor Augen zu führen.
  4. Erlaube eine gesunde Fehlerkultur, in der ein Scheitern als Möglichkeit zum Lernen angesehen wird.
  5. Sprich mit deinem Kind über seine negativen Glaubenssätze. Frage nach, warum es so über sich denkt und hilf ihm dabei, seine negativen Glaubenssätze loszulassen.
  6. Vermeide es, die negativen Glaubenssätze deines Kindes durch Kritik oder verletzende Kommentare zu verstärken. Versetze dich dafür in die Rolle deines Kindes: Wie würde die Botschaft bei dir ankommen? Würde sie deine Selbstzweifel vielleicht sogar verstärken?
  7. Stärke die Eigenverantwortung  deines Kindes, indem du ihm altersgerechte Aufgaben anvertraust und sieh ihm dabei zu, wie es über sich hinauswächst.
  8. Habe Geduld: Es dauert seine Zeit, Glaubenssätze loszulassen und das Selbstwertgefühl bei Kindern zu stärken. Je öfter du gemeinsam mit deinem Kind über seine Glaubenssätze sprichst und es in seinen Fähigkeiten bestärkst, desto mehr Selbstvertrauen wird es entwickeln.

Braucht dein Kind Unterstützung, um seine negativen Glaubenssätze endlich loslassen zu können? In einem gemeinsamen Coaching  gehen wir der Ursache seines Mindsets auf den Grund und du bekommst Tipps von mir an die Hand, wie du in eurer konkreten Situation das Selbstvertrauen aus deinem Kind Stück für Stück wieder herauskitzeln kannst. Nimm noch heute mit mir Kontakt auf!

Du kannst aber auch an meinem Workshop für Eltern teilnehmen: 7 Schlüsselkompetenzen für erfolgreiches Lernen. Ich gebe dir im Workshop eine konkrete Anleitung mit, wie du deinem Kind helfen kannst, die Glaubenssätze nachhaltig zu verändern.

Hier kannst du dich anmelden: www.kidster.ch/lernen

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