Beziehung auf Augenhöhe

Beziehung auf Augenhöhe: Von pädagogischen Beziehungen & ihrem Einfluss auf den Lernerfolg deines Kindes

Hat dein Kind auch einen Lieblingslehrer, auf dessen Unterricht es sich jede Woche freut? Oder aber eine Lehrerin, die ihm mit ihrer Art ihr Fach so madig macht, dass es am liebsten gar nicht zum Unterricht erscheinen möchte? Vielleicht fühlst du dich dann auch an deine Schulzeit erinnert, wenn dein Kind dir von seinen Lieblings- oder absoluten Horror-Lehrern berichtet, und du erwischst dich dabei, wie ihr euch über die unmögliche oder ganz und gar liebenswürdige Art der Lehrer ärgert und erfreut.

Dann weisst du sicher, wie sehr Lehrer es beeinflussen können, an welchen Schulfächern wir Gefallen haben und welche wir am liebsten aus unserem Stundenplan hätten verbannen wollen. Wie aber kann eine gute pädagogische Beziehung, d.h., die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler gelingen? In diesem Blogartikel teile ich mit Dir meine Tipps für eine Beziehung auf Augenhöhe zwischen Lehrer und Schüler und zeige Dir, welchen Einfluss Beziehungen auf den Lernerfolg unserer Kinder haben – und dabei kommt es auch auf die Eltern-Kind-Beziehung zu Hause an!

Was beeinflusst den Lernerfolg?

Der Lernerfolg unserer Kinder hängt von vielen Faktoren ab. Sicherlich sind ihre persönlichen Dispositionen und Talente zwei der wichtigsten davon. Manche Kinder lernen schneller, andere tun sich in Mathe oder Sprachen schwerer und sind dafür in Sport oder Kunst immer ganz vorne mit dabei. Und wieder andere lernen nur so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich (dem Thema «Lernen für Faule» habe ich daher einen eigenen Blogartikel gewidmet). Dies hängt zunächst einmal alles von der Persönlichkeit des Kindes ab.

Aber: Auch das soziale Umfeld des Kindes, die Erfahrungen, die es in diesem sammelt und die Vorbilder, die ihn prägen, haben einen Einfluss auf sein Lernverhalten und seine Glaubenssätze und damit auf den schulischen Erfolg.

Eltern etwa, die ihre Begeisterung für Musik oder das Lesen bereits früh mit ihrem Kind teilen, wecken in ihm das Interesse an diesen Aktivitäten und fördern sie häufig, indem sie ihrem Kind beispielsweise ein Musikinstrument schenken oder es regelmässig mit frischem Lesestoff versorgen. Und in einem Haushalt, in dem Eltern Bildung einen hohen Stellenwert zumessen, wird auch den Kindern die Wichtigkeit von Schulbildung frühzeitig vorgelebt. Diese Aspekte fallen unter den Begriff der Lernerziehung. Eltern und Lehrer haben in ihrer Funktion als Vorbilder die Möglichkeit, Kinder darauf vorzubereiten, dass das Lernen nicht immer leichtfällt, sondern auch harte Arbeit voraussetzt, und können mit adäquatem Unterricht und auf die individuellen Kindesbedürfnisse zugeschnittenen Förderangeboten zum Lernerfolg beitragen.  

Auch ein Lehrer, der seinen Schülern einen ermutigenden Kommentar unter den Test schreibt, kann den Ansporn und die Motivation der ihm anvertrauten Kinder wecken. Ein Lehrer, der seine Schüler immer wieder vor der gesamten Klasse blossstellt, wird hingegen mit ziemlicher Sicherheit das Gegenteil erreichen.

Zusammengefasst also beeinflussen die folgenden Faktoren den individuellen Lernerfolg eines Kindes:

  • Disposition, Fähigkeiten und Interessen des Kindes
  • das soziale Umfeld & Beziehungen
  • Lernerziehung
  • bedarfsgerechte Förderung
  • persönliche Erfahrungen
  • Vorbilder 

Wie sich gute pädagogische Beziehungen positiv auf das Lernen auswirken

Das soziale Umfeld und die damit einhergehenden Beziehungen haben also Einfluss auf den Lernerfolg von Kindern. Wodurch aber zeichnet sich eine gute pädagogische Beziehung im Schulalltag überhaupt aus? Fakt ist, dass die Fähigkeiten eines Kindes und seine Lernbereitschaft durch seine früheren Lernerfahrungen und die dabei empfundenen Emotionen gepräg

t werden. Ein Kind, dem bereits früh zu verstehen gegeben wird, dass es sich ungeschickt bei den Matheaufgaben anstellt oder zu lange zum Einprägen der Rechenformeln benötigt, wird auch später kaum Selbstbewusstsein in dem Fach entwickeln; mangelndes Interesse und eine «Ich kann das nicht»-Haltung sind dann vorprogrammiert.

Hier stehen aber nicht nur die Lehrer in der Verantwortung, schulisch schwächelnden Kindern durch gezielte Förderung zu einem Erfolgserlebnis zu verhelfen, sondern auch die Eltern. Wer bei den Fragen des Kindes die Augen verdreht oder sich ein Stöhnen nicht verkneifen kann, prägt die Eigenwahrnehmung des Kindes gleichsam mit. Dabei bemerken wir selbst manchmal gar nicht, wenn wir negative nonverbale Signale aussenden – unseren Kindern entgehen diese unbewussten Gesten allerdings nicht!

Zeigt sich das eigene Kind unmotiviert und hat Schwierigkeiten beim Lernen, sollten Eltern also ihre Beziehung zum Kind hinterfragen und sicherstellen, dass sie nicht durch negative Signale dem Kind zu verstehen geben, dass sie an seinen Fähigkeiten zweifeln.  

Auf Lehrerebene zählen Wertschätzung und Empathie neben einem transparenten und konsequenten Handeln zu den Mitteln, die die pädagogische Beziehung verbessern und das Vertrauen der Schüler in die Lehrkraft stärken können.

Eine solche Beziehung auf Augenhöhe

  • gewährleistet Kindern die Autonomie, entsprechend ihren Interessen und Werten zu handeln
  • ermöglicht ein Kompetenzerleben, indem sie die individuellen Fähigkeiten der Kinder berücksichtigt
  • und fördert die soziale Eingebundenheit, indem kein Kind aufgrund seiner Leistungen, sozialen Herkunft oder  anderer Unterschiede durch die Lehrperson ausgegrenzt, bevorzugt oder benachteiligt wird.

Bildung braucht Beziehung: Denn wenn Kinder den Lehrer sympathisch finden, sich von den Erwachsenen mit ihren Stärken und Schwächen angenommen fühlen und Unterstützung erfahren, erhöht dies ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre Bereitschaft, sich mehr anzustrengen.

Druck, Angst & Scham: häufige Realität für viele Schüler

Leider sieht die Situation für viele Schüler und Schülerinnen oftmals noch ganz anders aus. In meinen Coachings berichten mir Kinder und Jugendliche immer wieder, wie sie Angst vor einem gewissen Schulfach oder einer bestimmten Lehrkraft haben. Sie haben Sorge, an die Tafel zu müssen und vor der gesamten Klasse einen Fehler zu machen, oder der Lehrer pickt jedes Mal sie beim Vorlesen aus der Gruppe heraus, weil die Aussprache noch nicht so richtig sitzt. Zuhause erhalten sie zusätzlich Druck von den Eltern, wenn si

e wieder mit einem schlechten Prüfungsergebnis zur Tür hereinkommen oder es herrscht ständig Streit wegen nicht gemachter Hausaufgaben.

Stress, Scham, Angst und Druck führen jedoch zwangsläufig in die falsche Richtung. Wer hat schon einen klaren Kopf zum Lernen, wenn Konflikte den Alltag regieren? Und sobald ein Kind erkannt hat, dass es die Rolle des Musterschülers nicht erreichen kann, wird es andere Möglichkeiten finden, sich aus dieser vermeintlich hoffnungslosen Situation zu befreien: vom Klassenclown, Störenfried bis hin zum Schulschwänzer gibt es viele Wege, wie ein einst lernwilliges Kind zum aufmüpfigen Leistungsverweigerer mutieren kann, wenn es von seinem Umfeld signalisiert bekommt, dass es den Erwachsenen mit seinen schulischen Leistungen nichts recht machen kann, sie es quasi bereits zum Scheitern verurteilt haben.

So gelingt eine pädagogische Beziehung auf Augenhöhe zwischen Lehrenden und Lernenden

Wie aber lässt sich eine pädagogische Beziehung auf Augenhöhe aufbauen? Die folgenden Tipps sollen als Anregung dazu dienen, wie sich eine gute Lehrer-Schüler und Eltern-Kind-Beziehung gestalten lässt, die den Lernerfolg des Kindes in den Fokus rückt.

  • Wertschätzende Atmosphäre

Unabhängig des aktuellen Leistungsstandes wird jedes Kind mit der gleichen Wertschätzung behandelt. Lehrer setzen Schüler nicht aufgrund ihrer Leistung in die vordere oder letzte Reihe, Eltern vermitteln ihrem Kind, dass es unabhängig seiner Schulnoten liebenswürdig ist.

  • Respektvoller Umgang

Im Klassenraum werden von der Lehrkraft keine Witze über Klassenbeste oder Problemschüler gemacht, Hänseleien von Mitschülern werden unterbunden. Stattdessen werden die Kinder dazu befähigt, konstruktive Kritik auszuüben und anzunehmen. Weder Lehrkraft noch Eltern nutzen Schreien als Mittel zur Einschüchterung oder Kontrolle. Zu Hause pflegen die Eltern einen liebevollen Umgang mit den Kindern, das Kind wird bei schlechten Noten nicht als «Dummkopf» oder «Versager» beschimpft.

  • Achtung der Bedürfnisse des Kindes

Schülern wird der Gang zur Toilette nicht untersagt, Pausen werden gewährleistet. Durchlebt ein Schüler eine Krise, steht ihm die Lehrkraft verständnisvoll zur Seite, anstatt den Druck zu erhöhen. Daheim achten die Eltern die Grenzen des Kindes und gehen auf seine Wunschäusserungen ein.

  • geordnete Tages- und Unterrichtsstruktur

Das Kind erlebt zu Hause eine geordnete Tagesstruktur, Eltern leben nicht in den Tag hinein, sondern leben die Notwendigkeit von Fleiss, Arbeit und Disziplin vor. In der Schule gibt es einen klaren Lehr- und Unterrichtsplan; die Kinder können erahnen, was sie im Unterricht erwartet und können sich darauf vorbereiten.

  • Anregung zum eigenständigen Denken & Entdecken

Lehrer geben den Schülern Raum, um Sachverhalte selbständig zu hinterfragen und Gelerntes anzuwenden. Zu Hause werden die Kinder dazu ermutigt, Fragen zu stellen und mögliche Antworten zu recherchieren.

  • bedarfsgerechte Förderung

Schüler, die Schwierigkeiten mit dem Lernstoff haben, erhalten die notwendige Unterstützung, um Defizite aufzuholen. Die Talente der Kinder werden in der Schule oder durch die Eltern gefördert, zum Beispiel durch das Angebot von den Interessen des Kindes entsprechenden Hobbies.

Du benötigst mehr Tipps, um die Harmonie zwischen dir und deinem Kind wiederherzustellen oder benötigst Hilfe, weil dein Sohn oder deine Tochter nur noch ungerne zur Schule geht? In meinen Kursen, Workshops und Coachings nehmen wir uns deiner Sorgen und Probleme an und finden einen neuen Ansatz für mehr Freude am Lernen und eine wieder glückerfüllte Eltern-Kind-Beziehung.

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